Zecken bei Hund & Mensch: Risiko und Prophylaxe

Zecken sind in der Schweiz fast überall anzutreffen. Da sich Hundehaltende mit ihren Vierbeinern täglich in der Natur bewegen, gehören sie automatisch zur Risikogruppe für Krankheiten, die durch Zeckenstiche übertragen werden. Mit diesem Fachbeitrag möchten wir keine Panik schüren, sondern wichtiges Wissen rund um Zecken weitergeben, um das Risiko für Hund und Mensch zu vermindern.
 

Zecken - was für Tiere sind das eigentlich?

Zecken gehören zur Familie der Spinnen

Zecken (Ixodida) sind stecknadelkopfgross und verfügen über eine lederartige, dehnbare Haut. Sie gehören zu einer Überfamilie der Milben (Acari) und somit zur Familie der Spinnentiere.

Bei den meisten Zeckenarten handelt es sich um Ektoparasiten. Sie dringen nicht in das Innere eines Wirts ein, sondern ernähren sich durch einen Stich von dessen Blut. Als Wirte dienen Vögel, Reptilien und Säugetiere (insbesondere Nagetiere, Igel, Hunde, Katzen, Pferde) sowie natürlich auch wir Menschen.

Zecken in der Schweiz

Weltweit gibt es ca. 900 Zeckenarten. In der Schweiz sind vor allem Ixodes ricinus (Schildzecke, auch gemeiner Holzbock genannt), Ixodes hexagonus (Igelzecke), Dermacentor reticulatus (Auwaldzecke, besonders in der Westschweiz) und Rhipicephalus sanguineus (Braune Hundezecke, im Tessin und in der Westschweiz) verbreitet. Die Verbreitung der Zecken findet vor allem durch Vögel und Säugetiere statt, die nicht an ein bestimmtes Territorium gebunden sind. Somit wird schnell klar, dass es überall in der Schweiz Zecken haben kann.


Gemeiner Holzbock

Auwaldzecke

Braune Hundezecke

Wo leben Zecken?

Zecken bevorzugen Laubwälder mit Unterholz, wo sie auf Äste, Blätter oder auch auf Gestrüpp krabbeln können. In der Regel krabbeln sie nicht höher als ca. 1.5 Meter ab Boden.

Doch auch ausserhalb von Wäldern können sich Zecken sehr wohl fühlen: z.B im hohen Gras oder auf verschiedenen Wiesenarten. Zecken sind bezüglich Temperatur und Luftfeuchtigkeit sehr wiederstandsfähig; deshalb können sie in der Schweiz trotz grossen Temperaturunterschieden gut überleben. Sie überwintern in der obersten Erdschicht von feuchten Böden. Sobald die Aussentemperaturen dauerhaft unter 6 bis 8 Grad Celsius sind, bereiten sie sich auf die Überwinterung vor. Ab einer Höhe von 1`500 Metern über Meer darf man sich vor Zecken sicher fühlen. 

Wie kommen Zecken auf die Haut ihrer Wirte?

Zecken halten sich an der Vegetation, z.B. an einem hohen Grashalm fest, und spreizen die vorderen Beinpaare, während sie auf einen geeigneten Wirt warten, von welchem sie sich dann einfach abstreifen lassen. Sie sind teilweise auch aktiv auf der Suche nach einem geeigneten Wirt (Tier oder Mensch).

 

In welcher Jahreszeit gibt es besonders viele Zecken?

 

Die Gefahr, in der Schweiz von einer Zecke gestochen zu werden, ist in den Monaten April bis Oktober am grössten. Dabei sind die Zecken aufgrund der idealen klimatischen Bedingungen im Frühsommer sowie im Herbst besonders aktiv sind.

 

Bevorzugte Hautpartien für Zeckenstiche

Zecken bevorzugen warme Plätzchen. Zum Stechen wählen sie gern dünne und gut durchblutete Hautstellen. Sie können jedoch überall sein, beim Hund sehr häufig im Kopfbereich oder entlang der Flanken.

Spürt man einen Zeckenstich?

Weder Hund noch Mensch nehmen den Zeckenstich wahr. Denn im ersten Schritt nimmt die Zecke mit ihrem Speichel eine Art örtliche Betäubung vor, erst im zweiten Schritt kommt sie zum Stich. Deshalb bleiben Zeckenstiche in der Regel völlig unbemerkt.

Welche Krankheiten können Zecken übertragen?

Via Speichel der Zecke können verschiedene Erreger übertragen werden, die wiederum zu schweren Krankheiten führen können.

Folgende schwere Krankheiten werden in der Schweiz von Zecken am häufigsten übertragen:

  • Babesiose (auch Piroplasmose genannt)
    Bakterielle Erkrankung, welche die roten Blutkörperchen angreift.
  • Ehrlichiose (auch Zeckenfieber genannt)
    Bakterielle Erkrankung, welche die weissen Blutkörperchen angreift.
  • Borreliose
    Bakterielle Erkrankung, welche u.a. Haut, Gelenke, Muskel, Herz und Nervensystem befallen kann.
  • Frühsommer Meningoenzephalitis (FSME)
    Virus-Erkrankung, welche das Nervensystem befällt (Hirnhautentzündung, Hirnentzündung).

Bei diesen Krankheiten ähneln die ersten Symptome denen einer Grippe wie z.B. Fieber und Mattigkeit oder zeigen Merkmale auf, die auch bei vielen anderen Krankheiten auftreten können wie z.B. eitriger Nasenausfluss, Gelenkentzündungen, usw. Dies macht die Früherkennung einer Infektion schwierig, und die Krankheiten können bei Hund (und Mensch) sehr lange unentdeckt bleiben. Für eine erfolgreiche Behandlung indessen ist eine Früherkennung zentral.

Sind alle Zecken gleich gefährlich?

Nein. Nicht jede Zecke trägt einen Krankheitserreger in sich. Für eine Ansteckung bzw. eine Erkrankung spielen mehrere Faktoren eine wichtige Rolle.

Gibt es Impfungen gegen zeckenübertragene Krankheiten?

Ja, es gibt Impfungen:

  • Für den Hund gibt es die Piroplasmose- und die Borreliose-Impfung.
  • Für den Menschen gibt es die FSME-Impfung.

Eine Impfung kann Zeckenstiche nicht verhindern, senkt aber das Risiko einer Ansteckung (z.B. Piroplasmose, Borreliose oder FSME). Es gibt aber keinen 100%-igen Schutz.

Wie kann man sich vor Zecken schützen?

Grundsätzliche Regeln für Hund und Mensch:

  • Nach jedem Spaziergang gründliches Absuchen am ganzen Körper. Häufig findet man auch herumkrabbelnde Zecken, die noch nach einer geeigneten Stelle suchen.
  • Zecken sofort fachgemäss entfernen.
  • Einstichstelle beobachten und bei auffälligen Veränderungen der Hautstelle oder dem Auftreten sonstiger Symptome innerhalb wenigen Tagen nach dem Zeckenstich: sofort einen Arzt bzw. Tierarzt konsultieren. Je nach Fellbeschaffenheit des Hundes kann es sich lohnen, die Stelle zu rasieren, damit man die Hautstelle besser beurteilen kann.

Hundespaziergang im Wald

Zusätzliche Vorbeugung gegen Zeckenstiche beim Hund

  • Schützen Sie Ihren Hund mit einem Zeckenhalsband oder einem Spot-on gegen Zecken. Hier gibt es heute eine grosse Auswahl an Produkten. Ihr Tierarzt bzw. Ihre Tierärztin kann Sie für Ihren Hund individuell beraten.

Zusätzliche Vorbeugung gegen Zeckenstiche beim Menschen

  • Tragen Sie auf dem Hundespaziergang lange Hosen, geschlossene Schuhe und Langarm-Shirts. Auf heller Kleidung können Sie Zecken frühzeitig entdecken.
  • Anti-Zecken-Sprays etc. gewähren zwar keinen vollständigen Schutz, können jedoch eine gute Ergänzung sein (Achtung: keine Katzen- und Menschenpräparate auf dem Hund anwenden und umgekehrt!).

Wie wird eine Zecke fachgerecht entfernt?

Je länger eine Zecke saugen kann, umso grösser wird das Risiko einer Erregerübertragung. Darum sollte eine Zecke - bei Mensch und Hund - so rasch als möglich entfernt werden!

Für die fachgerechte Entfernung einer Zecke eignen sich:

  • spitze Pinzette
  • Zecken-Zange
  • Zecken-Haken
  • Zecken-Lasso
  • Zecken-Karte (z.B. immer im Portemonnaie dabei haben)

Vorgehen für das Entfernen einer Zecke

  • Führen Sie das Hilfsmittel möglichst dicht an der Haut unter die Zecke und ziehen Sie die Zecke mit einem leichten, stetigen Zug aus der Einstichstelle.
  • Ein Drehen der Zecke wird nicht empfohlen, da dabei nicht selten die Mundwerkzeuge der Zecke in der Haut stecken bleiben.
  • Es ist davon abzuraten, Zecken mit den Fingern zu entfernen, da sie hierbei gequetscht werden.
  • Öle, Alkohol, Klebstoff oder Äther sollen nicht zu Hilfe genommen werden, da auch dies zur verstärkten Übertragung von Krankheitserregern beitragen kann.
  • Die Stelle kann anschliessend desinfiziert werden - dies schützt nicht vor einer allfälligen Krankheitsübertragung, kann aber einer Entzündung entgegenwirken.
  • Nach dem Entfernen sind die Zecken sicher zu entsorgen.
  • Dokumentation des Zeckenstichs (z.B. im Gesundheitstagebuch von Hundeherz.ch)
    1) Zeitpunkt des mutmasslichen Befalls?
    2) Region des mutmasslichen Befalls
    3) Wann wurde die Zecke entfernt?
    4) Foto der Zecke sowie der Einstichstelle - ev. auch einige Tage danach
  • Einstichstelle in den folgenden Tagen gut beobachten. Falls sich die Hautstelle verändert, sich z.B. eine lokale Entzündung entwickelt, sofort einen Arzt bzw. Tierarzt aufsuchen.
  • Da meist nicht alle Zeckenstadien am Tier entdeckt werden, ist eine Behandlung mit einem geeigneten, gegen Milben wirkenden Arzneimittel empfehlenswert.

Häufige Missverständnisse:

  • Im Volksmund wird oft von Zeckenbissen gesprochen, aber es handelt sich um einen Stich.
  • Oft hört man, dass Zecken auch auf Bäume krabbeln und sich von dort auf die Wirte herunterfallen lassen - dem ist nicht so. Zecken lassen sich i.d.R. bis auf eine Höhe von ca. 1.5 Metern von ihrem Wirt abstreifen.
  • Hausmittel wie z.B. Leinöl oder Knoblauch sind keine effektive Anti-Zecken-Präparate und sollten unbedingt durch zuverlässige, wissenschaftlich überprüfte Präparate ersetzt werden.
  • Es ist nicht empfehlenswert, die Zecke für die Entfernung abzubrennen oder mit Öl, Leim oder Essig usw. einzureiben. Sie ist ohne Vorbehandlung zu entfernen.
  • Zecken kann man nicht nur im Wald, sondern auch in städtischen Regionen wie z.B. in Parks, Badeanstalten oder auf Feldwegen entlang von hohem Gras abbekommen

Fazit

Risiken gibt es praktisch überall in der Schweiz. Das Risiko einer Infektion bei Hund und Mensch ist ernst zu nehmen. Es soll daher durch verschiedene Vorbeugungsmassnahmen, gründliches Absuchen des Körpers sowie einer sofortigen und fachgemässen Entfernung der Zecken vermindert werden. Für Fragen zur Entfernung von Zecken und mögliche unterstützende Massnahmen steht Ihnen Ihr Tierarzt/Ihre Tierärztin gerne zur Verfügung.

 

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Autoren

Dr. Peter Frei
Geschäftsführer ESCCAP Schweiz

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