Abschaffung SKN: grosser Schock für wahre Hundefreunde!

Kategorie:
Hunde & das Gesetz

In den Newsportalen kann man es seit gestern überall lesen: die obligatorischen Hundehalterkurse SKN werden abgeschafft, dies hat der Nationalrat so entschieden. Wir sind zutiefst enttäuscht.

Nicht nur weil unsere Arbeit in den letzten Wochen, das Schreiben an den Nationalrat, das Schreiben an die Veterinärämter, die Texte auf Hundeherz.ch usw. vergebens waren - sondern vor allem, weil den Hunden mit diesem Entscheid alles andere als ein Gefallen getan wurde.

Jeder Hund hat es verdient, dass sein Halter wenigstens ein Minimum an „zeitgemässem Hundewissen“ besitzt. Auch jene Hunde die Pech hatten und an einen Besitzer geraten sind, der sich freiwillig nie wirklich mit dem Thema auseinandersetzen würde.

Wie in unserem Beitrag "Abschaffung obligatorische Kurse? Bitte nicht!" Ende August geschrieben, hätten wir die Kurse niemals abgeschafft, sondern verbessert und erweitert.

Mit diesem Entscheid des Nationalrates haben wir, nach dem der Bundesrat an den Kursen festhalten wollte und sich selbst die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur für die Kurse ausgesprochen hatte, nicht gerechnet. Doch die Damen und Herren Nationalräte sind nicht diejenigen, die mit den Konsequenzen leben müssen – das sind eher wir: die Hundehalter selbst.

Das Obligatorium war zwingend notwendig!

Natürlich gibt es einen grossen Teil an Hundehaltern, die solche Kurse auch freiwillig besuchen würden - und das ist auch sehr lobenswert! Doch ein ebenso grosser Teil wird ohne Obligatorium nie einen Fuss in eine Hundeschule setzen. Ganz einfach: Weil sie nicht wissen, was sie verpassen: man weiss ja nie, was man alles nicht weiss, bevor man es lernt!

Und ein grosser Teil eben dieser Hundehalter wird in der Öffentlichkeit "bekannt" werden und für ein "gutes Image" sorgen... bis die Hundegesetze noch enger geschnallt werden. Dieses "Nicht-Wissen" hat dann nicht nur Konsequenzen für Hund und Halter selbst, sondern auch für die Öffentlichkeit – und somit auch für andere Hundehalter.

Mit der Abschaffung wird Hundehaltern langfristig keinen Gefallen getan

Es ist ja leider heute schon so, dass das "grösste Problem" auf dem Spaziergang für viele Hundehalter oft andere Hundehalter sind. Denn Regeln, wie z.B. seinen Hund unaufgefordert anzuleinen, sobald ein anderer angeleinter Hund entgegen kommt, werden zukünftig wohl noch seltener eingehalten. Auch wenn man kürzlich das Gefühl hatte, dass solche Dinge langsam aber doch stetig besser werden: Adieu Hoffnung. Denn viele neue Hundehalter werden gar nie von solchen Regeln erfahren. Dabei wären sie so extrem wichtig.

Aus unserer Sicht hat der Nationalrat hier ganz schlechte Arbeit geleistet

Es scheint, als hätten sich der Nationalrat gar nicht richtig mit dem Thema auseinandergesetzt.

Auf das Thema Tierschutz wurde nicht eingegangen

Wir hatten so sehr gehofft, dass der Nationalrat wenigstens aus "Tierschutz-Aspekten" für die Kurse abstimmt. Doch anscheinend war dies gar kein Thema.
Wir gehen leider fest davon aus, dass auch Tierschutzthemen, wie z.B. Gewalt im Hundetraining, der illegale Welpenhandel, die Anwendung von unpassenden oder gar verbotenen Hilfsmitteln usw. wieder zunehmen werden. Denn die Hundehalter werden ja neuerdings gar nicht mehr über deren Risiken und Nebenwirkungen informiert. Dies kann unangenehme Folgen haben für den Hundehalter selbst - aber vor allem für den Hund - und für die Öffentlichkeit.

Das Augenmerk lag auf den Hunden statt auf den Hundehaltern

Überall in den Medien liest man Sätze wie “Es gebe keinen deutlichen Unterschied zwischen Hunden, die in Kursen gewesen seien und solchen, die keinen Kurs besucht hätten.“ Ja, in nur vier Praxislektionen wird tatsächlich kein Hund erzogen, das ist korrekt. Aber das Augenmerk sollte doch auf dem andere Ende der Leine liegen: Es gab mit Sicherheit grosse Unterschiede zwischen Hundehaltern, welche die Kurse besucht haben und solchen, welche die Kurse geschwänzt haben.

Genau hier liegt doch das Problem: Hundehalter, welche ihre Hunde nicht lesen und somit Konflikte nicht einschätzen können, Hundehalter die nicht einsehen warum man sich an Regeln wie z.B. Leinenpflichten halten sollte usw. – genau hier konnte man in den obligatorischen Kursen ansetzen und die Hundehalter sensibilisieren.

Die Evaluation des BLV wurde zu unrecht negativ beurteilt

Als Hauptargument für die Abschaffung der Kurse galt die Evaluation des BLV zu den Kursen. Diese soll angeblich zum Ergebnis geführt haben, dass die Kurse nichts gebracht haben. Wer sich einmal ein paar Minuten mit den Ergebnissen der Evaluation befasst merkt sofort, dass diese Aussage nicht korrekt ist. Schade, hat der Nationalrat sich diese Zeit nicht genommen.

Verbesserungen und Erweiterungen waren nicht mal ein Thema

Überall konnte man es hören: Tierschutzorganisationen, Tierärzte usw. waren für den Erhalt der Kurse und befürworteten sogar eine Erweiterung. Wäre ja auch die logischste Konsequenz gewesen, wenn man sagt, die paar Stunden Theorie und Praxis hätten nichts gebracht. Doch darüber wurde anscheinend nicht mal im Ansatz diskutiert.

Wir erhalten den Eindruck als wäre das Thema einfach zu komplex und aufwändig geworden und so eine Abschaffung war die schnellste und bequemste Lösung der gesamten Problematik.

Fazit: Die Abschaffung der SKN Kurse ist ein schlechter Scherz

Es hiess, dass sich ca. ein Fünftel aller Hundehalter dem Obligatorium entzogen und den Kurs gar nicht erst besucht hätten. Das hätte einfach nicht passieren dürfen, denn genau für diese Art von Hundehaltern wären die Kurse besonders wichtig gewesen. Heisst, die Kantone und Gemeinden, die für den Vollzug des Obligatoriums verantwortlich waren, haben es nicht geschafft dieses durchgehend zu überprüfen und durchzusetzen - fehlender Wille oder fehlende Ressourcen.

Jetzt, wo man bei der Hundeausbildung auf Freiwilligkeit setzt, heisst es einfach, dass halt die Kantone und Gemeinden ein grösseres Augenmerk auf jene Hunde und Hundehalter setzen sollten, die in der Öffentlichkeit negativ aufgefallen sind. Also weg von der Prävention zum „Verursacherprinzip“. Klingt ja schön und gut. Doch wie sollen Kantone und Gemeinden nun für solch aufwändige Verfahren genug Ressourcen haben, wenn sie es nicht mal geschafft haben zu kontrollieren und durchzusetzen, dass alle Hundehalter rechtzeitig ihren SKN-Ausweis einreichen?

Hinzu kommt, dass zukünftig immer erst reagiert werden kann (wenn überhaupt reagiert wird) wenn bereits etwas vorgefallen ist. Das ist aus unserer Sicht der falsche Weg. Denn so gibt es immer „Opfer“. Sei dies nun ein Hund oder ein Mensch, der zu Schaden gekommen ist.

Was bedeutet die Abschaffung für SKN-Ausbildner / Hundetrainer?

Ein schlag ins Gesicht. Vor allem für die seriösen Trainer, welche diese Aufgabe mit viel Herzblut und Elan sehr pflichtbewusst wahrgenommen haben.

Es fühlt sich wohl so an, wie wenn man von heute auf morgen seinen Job verliert, obwohl man eigentlich alles richtig gemacht hat: viel Zeit investiert in das Kurskonzept, noch mehr Zeit und sehr viel Geld in Aus- und Weiterbildungen, in die Ausrüstung, vielleicht sogar in einen Hundeplatz und einen Theorieraum usw. - und jetzt stellt sich überall die Frage: Wie weiter?

Und das alles nur, weil "schwarze Schafe" qualitativ schlechte Kurse angeboten haben und andere die Kurse gar nicht erst besucht haben...

Und von all den vielen Fällen, in welchen die Kurse GROSSES bewirkt haben spricht kein Mensch. Es ist ein Jammer.

Wie weiter?

Dazu haben wir uns direkt an das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gewendet und dabei folgende Antwort erhalten: "Für die Umsetzung des Parlamentsentscheids braucht es Änderungen in den betroffenen Verordnungen. Die Arbeiten dafür werden jetzt aufgenommen. Der Entscheid über die Verordnungsänderungen obliegt dem Bundesrat. Mit der Inkraftsetzung der geänderten Verordnungen ist frühestens per 1. Januar 2017 zu rechnen. Bis zum Termin der Inkraftsetzung der Verordnungsänderungen gilt das aktuelle Recht."

Zum aktuellen Zeitpunkt sind die Hundehalterkurse (SKN) schweizweit nach wie vor obligatorisch. Bei wem die Frist für den SKN-Kurs also demnächst abläuft, der sollte den Kurs unbedingt noch besuchen – es sei denn, er möchte es drauf ankommen lassen...

Aber eben: man sollte die SKN-Kurse wie bis anhin nicht als lästige Pflicht, sondern als tolle Chance für Hund und Halter sehen.

Wie reagieren die Kantone?

Dieser Entscheid für die Abschaffung der obligatorischen Hundekurse betrifft also den schweizweiten Sachkundenachweis. Doch wie werden die Kantone, bzw. die kantonalen Hundegesetze darauf reagieren? Das ist aktuell die grosse Frage.

Das BLV meinte hierzu: "In einzelnen Kantonen kann es weiterhin obligatorische Kurse geben. Diese basieren auf den kantonalen Hundegesetzen, welche den Aspekt der Sicherheit der Bevölkerung in den Vordergrund stellen, die in die Zuständigkeit der Kantone fällt."

Kurz: Alle Kantone könnten ihre eigenen Hundekurse fordern. Z.B. im Kanton Zürich gibt es bereits seit Jahren zusätzliche obligatorische Kurse für grosse Hunde. Wird der Kanton Zürich daran festhalten? Wir hoffen ja! ... und es wäre noch schöner, wenn auch die kleinen Hunde hier nicht zu kurz kämen und ebenfalls berücksichtigt werden! ... kleine Hunde sind zwar klein - aber es sind genau so Hunde und sollten gleich behandelt werden wie die grossen Hunde!

Und wir hoffen, dass auch andere Kantone nachziehen und als Anforderung für die Hundehaltung eine minimale Ausbildung bzw. Auseinandersetzung mit dem Thema Hund sowie den wichtigsten Verhaltensregeln in der Öffentlichkeit voraussetzen.

Ja, die kantonalen Hundegesetze in der Schweiz sind bereits wirr genug – aber genau darum kommt es auf zusätzliche Unterschiede auch nicht mehr an. Zudem wären sie hier zumindest zum Wohle des Hundes.

Unsere Bitte an euch Hundehalter

Wenn ihr gute Erfahrungen gemacht habt mit den obligatorischen Kursen: sprecht darüber! Animiert und motiviert andere Hundehalter, v.a. Neuhundehalter mit ihren Hunden bereits im sehr jungen Alter mit dem Hundetraining in einer guten Hundeschule zu beginnen - denn dann ist vieles noch so einfach und geht so leicht! Prävention ist die halbe Miete und erfahrene Trainer können nun mal die entscheidenden Tipps geben und allfällige unerwünschte Tendenzen frühzeitig erkennen.

Wartet man zu lange, stehen zu viele Probleme an, dann ist der Weg zur "Lösung des Problems" immer viel länger und aufwändiger - und viele packen die Probleme dann leider gar nicht mehr wirklich an, sondern lernen damit zu leben. Was für die Hunde nicht selten sehr tragisch endet, da sie selbst oft noch viel mehr leiden als ihre Besitzer.  

Also besucht Kurse mit euren Hunden - macht euch vorher einfach schlau in welche Hände ihr euch begebt und dazu verweisen wir einmal mehr auf unseren Ratgeber: gute Hundeschule finden leicht gemacht.

Denn wie in anderen Texten bereits mehrfach erwähnt: SKN-Kurs ist und war nicht gleich SKN-Kurs. Es gibt grosse Unterschiede in der Qualität der Hundeschulen bzw. deren Kurse und es liegt an euch, euch vor der Anmeldung an einen Kurs umfassend zu informieren, sei der Kurs nun obligatorisch oder nicht.

Jeder Hund hat einen fairen Start ins Leben verdient!

Wir wünschen uns, dass alle Hunde die Chance erhalten auf ein Leben mit viel Sicherheit, Wohlfühlfaktor und Freiheit. Und das geht alles nur, wenn sein Mensch auch wirklich weiss was er tut. Und genau hier haben die guten SKN-Kurse angesetzt. Ein Jammer, können wir sie nicht mehr ausbauen. Wir müssen uns von Ihnen und all ihren positiven Effekten verabschieden. Abschied tut weh.

 

 

 

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