Plädoyer für mehr Rücksicht & Solidarität unter Hundehaltern

Verhaltenskodex - Ehrenkodex für alle! Mit Hundeverstand möchten wir mehr Rücksicht fördern. Ein Herzenswunsch von Hundeherz.ch - und eigentlich von uns allen, oder? Also packen wir es an... darum unsere Bitte: bitte teilt diesen Beitrag!

Wer kennt das nicht: auf dem Hundespaziergang schiesst plötzlich ein anderer „Verkehrsteilnehmer“ (Radfahrer, Jogger, Skateboarder o.ä.) von hinten dicht an uns vorbei - unser Hund erschreckt sich derart, dass er ein paar Minuten braucht um sich zu beruhigen. Wir ärgern uns über diese Rücksichtslosigkeit – für uns ist klar, dass man einen Hund nicht so erschrecken sollte, schliesslich kann so was auch mal daneben gehen.

Diese Menschen handeln jedoch, aus fehlendem „Hundeverstand“, unbewusst. Nicht alle Menschen haben einen "Draht zu Tieren". Sie haben keine Vorstellung davon, wie stressig ihr Verhalten für unsere Hunde sein kann. Dafür müssen wir, auch wenn es oft sehr nervt und unverständlich ist, irgendwie Verständnis aufbringen. Wir können leider nicht erwarten, dass "Nicht-Hundehalter" über "Hundeverstand" verfügen.

ABER: Wir erwarten von Hundehaltern, dass Sie über Hundeverstand verfügen und darum den Verhaltenskodex einhalten. Denn im Grunde haben wir alle das selbe Interesse: wir möchten keinem Hund schaden und ebenso möchten wir, dass unserem Hund nicht geschadet wird. Oder?

"Wir rufen hier und jetzt zu Solidarität unter Hundehaltern auf: Wir halten zusammen und nehmen Rücksicht aufeinander!"

Dazu ein wichtiges Stück "Hundeverstand".

Fakt ist: Jeder Hund ist anders. Jeder trägt seinen eigenen, individuellen Rucksack. Es gibt sehr viele Hunde, die fremde Artgenossen nicht mögen oder Angst haben vor ihnen. Es gibt noch mehr Hunde, die sich mit fremden Hunden zwar gut verstehen, jedoch NICHT wenn sie angeleint sind! Sie alle brauchen ihre "lndividualdistanz" zu Artgenossen, ansonsten können sie ängstlich, panisch oder sogar aggressiv reagieren.

Für diese Hunde und ihre Halter gibt es fast nichts Schlimmeres auf dem Spaziergang, als wenn sie von fremden Hunden angerannt - oder auch nur „freundlich begrüsst“ werden. Zudem kann sich ihre Angst und ihre Reaktion durch solche Situationen arg verschlimmern: sie können z.B. lernen beim Anblick eines anderen Hundes gleich in Aggressionsverhalten zu kippen, um diese auf Distanz zu halten - Angriff ist die beste Verteidigung.

Da wir nie wissen, was für ein Hund uns als nächstes entgegenkommt, handeln wir vorausschauend und rücksichtsvoll.

Wir alle haben das selbe Interesse: wir möchten keinem Hund schaden und ebenso möchten wir, dass unserem Hund nicht geschadet wird.

 

Darum sollten folgende Verhaltensregeln als Ehrenkodex betrachtet werden

Mit dem Einhalten dieser Grundregeln erweisen wir Mensch-Hund-Teams nicht nur Rücksicht und Respekt, wir zeigen auch Empathie und Hundeverstand.

  • Wir lassen unseren Hund NICHT ungefragt zu fremden, angeleinten Hunden. Auch nicht, wenn wir den liebsten Hund der Welt haben. Wenn sich unser Hund im Freilauf befindet und uns ein angeleinter Hund entgegenkommt, rufen wir unseren Hund sofort unaufgefordert zurück und nehmen ihn an die Leine. Denn wir wissen nicht warum dieser Hund an der Leine ist. Anschliessend kann, mit genügend Abstand zwischen den beiden angeleinten Hunden, in Ruhe besprochen werden, ob Kontakt erwünscht wird oder nicht.
  • Wenn wir mehrere Hunde im Freilauf ausführen agieren wir besonders vorausschauend und nehmen unsere Hunde alle an die Leine, wenn uns fremde Hunde entgegenkommen. Sollte anschliessend ein gemeinsamer Freilauf erwünscht sein, lassen wir langsam einen Hund nach dem anderen von der Leine, so dass der fremde Hund nicht gleich überfordert wird.
  • Wenn uns jemand entgegenkommt, der mehrere Hunde ausführt, bleiben wir mit genügend Abstand stehen, so dass diese Person genügend Zeit hat alle Hunde anzuleinen.
  • Frontale Begegnungen bzw. Annäherungen sind für Hunde sehr unangenehm, da sie als Drohung wahrgenommen werden können. Hunde im Freilauf wählen nicht die direkt frontale Begegnung, wenn sie freundlich gestimmt sind. Darum sollten wir sie auch an der Leine, wo sie in ihrer Kommunikation sowieso schon arg eingeschränkt sind, nicht in diese unangenehme Situation „zwingen“. Das Laufen eines kleinen Bogens kann wahre Wunder bewirken und so manche Situation entschärfen.
  • Wir lassen unseren Hund keine anderen Hunde anschleichen oder hetzen. Denn für den anderen Hund ist dies ganz bestimmt kein Vergnügen. Leider werden solche Szenen von Zuschauern oft als Spiel interpretiert – ist es aber ganz und gar nicht.
  • In Spielsituationen halten wir die Hunde immer im Auge. Handelt es sich wirklich um ein Spiel, bzw. sind alle Beteiligten entspannt? Findet ein Rollenwechsel statt? Zeigt ein Hund Konfliktverhalten das vom anderen Hund eventuell übersehen oder ignoriert wird? Wird es einem Hund zu viel? Wird einger gemobbt? Sucht er ev. Schutz? Es liegt in unserer Verantwortung ein „Nicht-Spiel“ zu unterbrechen oder umzulenken - erst recht, wenn die Hunde nicht gleich stark sind.

  • Wir füttern oder streicheln keine fremde Hunde, es sei denn deren Besitzer hat uns die Erlaubnis gegeben.
  • Wir sind vorsichtig mit Ressourcen (Futter, Spielzeug usw.) wenn andere Hunde anwesend sind, v.a. wenn wir diese nicht gut kennen. Stichwort Ressourcenverteidigung.
  • Ist unser Hund Krank, so vermeiden wir Hundekontakt - Ansteckungsgefahr. Hundekot nehmen wir aus eben diesem Grund (und vielen anderen Gründen) immer auf und entsorgen ihn korrekt.

  • Bei grösster Vorsicht kann mal etwas schief gehen. Eine ehrliche Entschuldigung kann hier Wunder bewirken. Wir helfen den Schaden so klein wie möglich zu halten. Ein Austausch von Kontaktdaten wird sehr empfohlen, falls ein Hund zum Tierarzt muss (teilweise werden Verletzungen erst zu Hause entdeckt, wo der Hund in Ruhe untersucht werden kann).

Wenn wir uns alle an diese Basics halten, können wir jedes Jahr viele Konflikte, Unfälle und Schlimmeres vermeiden. Und das ist doch unser aller Ziel, oder?

 

Dies hilft zusätzlich Konflikte zu vermeiden

  • Wir trainieren unserem Hund ein zuverlässiges Abruf-Signal
  • Wir lassen unseren Hund im Freilauf nicht aus den Augen und halten ihn in sicherer Abrufdistanz
  • Vor unübersichtlichen Stellen (z.B. Wegkreuzung) rufen wir unseren Hund zu uns, weil wir nie wissen, was/wen wir dahinter antreffen. Es könnte dort z.B. ein angeleinter Hund entgegenkommen, der sich über eine „Begrüssung“ unseres Hundes gar nicht freut. Schnell kann so eine Situation eskalieren. Leider gibt es viel zu viele solche Situationen - viele enden beim Tierarzt.
  • Es hilft die Körpersprache des entgegenkommenden Hundes zu lesen und zu verstehen (fällt dies schwer, siehe nächsten Punkt)
  • Es hilft die Körpersprache des entgegenkommenden Hundehalters zu lesen: wenn er seinen Hund an die Leine nimmt, ihn ev. eng zu sich nimmt, mit ihm auf die Seite steht oder einen Bogen läuft, ihn vielleicht füttert (Training) etc., dann will er bestimmt keinen Kontakt und hat ganz sicher einen guten Grund dafür.

Hunde an der Leine sind in ihrer natürlichen Kommunikation stark eingeschränkt, weshalb es bei Begegnungen an der Leine besonders oft zu Konflikten kommt.

Darum können Hunde bewusst an der Leine geführt werden

Es gibt meistens einen Grund, weshalb ein Hund nicht von der Leine gelassen und somit bewusst von Hundekontakt fern gehalten wird:

  • Er ist krank, ev. sogar ansteckend
  • Er ist verletzt oder erholt sich noch von einer OP und muss geschont werden
  • Er reagiert ängstlich oder sogar aggressiv gegenüber Artgenossen
  • Er hat Schmerzen und will keinen Kontakt
  • Er würde ohne Leine jagen gehen (und deinem Hund gleich zeigen wie das geht)
  • Es ist eine läufige Hündin
  • Er arbeitet und will nicht gestört werden
  • Er hat noch keinen zuverlässigen Rückruf
  • ... diese Liste ist nicht abschliessend

Wir danken allen Hundehaltern von Herzen für das Einhalten dieses Ehrenkodexes ! Dieser Beitrag darf sehr gerne geteilt werden!

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Autoren

Patricia Wantz
Gründerin von Hundeherz.ch

Hundeherz.ch

Hundetrainerin und Verhaltensberaterin mit eigener Hundeschule in Zürich.

In ihrem Berufsalltag merkt sie immer wieder wie wichtig es für die Lebensqualität der Hunde ist, dass ihre Besitzer über möglichst viel kynologisches Wissen verfügen und bereit sind, dieses stetig zu erweitern.

Mit Hundeherz.ch hat sie sich zum Ziel gesetzt möglichst vielen Hundefreunden eine vertrauensvolle Online-Anlaufstelle zu bieten: Hundehalter auf der einen Seite - Fachpersonen auf der anderen Seite: Synergien für alle!

Sie ist davon überzeugt, dass Aufklärung und Prävention die beste Medizin sind für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch, Hund & Gesellschaft.

Weil ihr das Wohlbefinden von Hunden eine Herzensangelegenheit ist.

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