Der Welpenhandel im Internet

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News Hundeherz.ch
Der Welpenhandel im Internet besteht leider schon viel zu lange. Das Thema an sich ist also nicht neu. Und obwohl seit ca. 20 Jahren immer und immer wieder vor diesen dubiosen Hunde-/Welpenhändlern im Internet gewarnt wird, läuft deren Geschäft heute wohl so gut wie noch nie.
 
Die Corona Pandemie hat einen regelrechten Hundeboom ausgelöst. Somit wurde das Problem sogar noch verschlimmert. Alle wollten/wollen plötzlich einen Hund - jetzt, wo man doch so viel Zeit hat, viel im Homeoffice sitzt, oft alleine ist und v.a. keine grosse Reisen geplant sind.
 
Die Nachfrage nach Hundewelpen (Hunden allgemein) stieg rasant an. Das Angebot von seriösen Züchtern konnte da niemals mithalten. Seriöse Züchter vermehren nicht auf Vorrat, nur weil sie die Kasse klingeln hören. Zucht hat mit sorgfältiger, durchdachter Selektion zu tun - nicht mit Vermehrung im Eiltempo. Es soll nur mit rundum gesunden, ausgeglichenen und wesensstarken Hunden gezüchtet werden. Zudem gibt es Vorgaben und Gesetze, wie oft eine Hündin gedeckt werden darf, bzw. welche Zeitabstände zwischen den Würfen liegen müssen, wie lange die Welpen bei der Mutterhündin bleiben müssen usw. - und das aus gutem Grund! 
 
Was ist also passiert? Es wurde im Ausland nach Welpen gesucht. Nicht, dass es dort keine seriösen Züchter gäbe - doch dort bestand ja dasselbe Problem. Also? Die «Welpen-Suchenden» landeten auf Webseiten, die merkwürdigerweise, trotz der übergrossen Nachfrage weiterhin Welpen «liefern» konnten - und das auch noch ohne jegliche Wartezeiten. Diese «Züchter» (wir nennen sie ab hier Vermehrer) haben den Braten gerochen und haben die «Produktion» kurzerhand hochgefahren… ohne Rücksicht auf das Tierwohl.
 
Das Schweizer Fernsehen SRF hat die Problematik in einer DOK zusammengefasst. Haarsträubend! Aber seht selbst: 
 

 

Mit einem Klick zum Welpen

Der Kauf eines Welpen im Internet gleicht einem Einkauf bei Zalando. Man bestellt, was einem optisch gefällt. Grundlage für die Kaufentscheidung sind «süsse Welpenfotos». Den Elterntieren wird dabei keinerlei Beachtung geschenkt, geschweige denn der Umgebung, in welcher der Welpe seine ersten Lebenswochen verbringt bzw. seine ersten Lernerfahrungen macht. Auch bezüglich Sozialkontakt, Hygiene, Futterqualität, Gesundheits Checkups etc. hat der Käufer keine Einsicht. Auch kein Interesse?
 
Dabei sind das alles äusserst wichtige Faktoren für zukünftige psychische und physische Gesundheit des Hundes - für den Rest seines Lebens.
 
Kurz darauf wird der Welpe «geliefert». Die Vermehrer stellen keine Fragen. Ein seriöser Züchter würde möglichst viel über das neue Zuhause seiner Zöglinge in Erfahrung bringen wollen und ehrliches Interesse zeigen.
 
Es gäbe eigentlich so viele Punkte, welche die «Welpenkäufer» mehr als stutzig machen sollten. Doch die sofortige Verfügbarkeit und die tieferen Preise scheinen alle möglichen Zweifel im Keim zu ersticken.
 
 

Kleinhunderassen liegen besonders im Trend

Bei den angebotenen Welpen handelt es sich mehrheitlich um Rassetiere wie Französische Bulldogge, Zwergspitz, Chihuahua, Bolonka etc. – Kleinhunderassen, die gerade im Trend sind. Aber auch Dalmatiner und Golden Retriever können auf diesem Weg im Eilverfahren erworben werden. 
 
Diese wie «am Laufband produzierten Tiere» entsprechen aber niemals den Standards, auf welche ein seriöser, sachkundiger Züchter achten würde. Die Muttertiere werden laufend gedeckt und somit regelrecht als Gebärmaschinen missbraucht. Sie werden vor, während und nach der Trächtigkeit nur minimalst versorgt. So dann später auch die Welpen - bis sie dann meist viel zu früh von der Mutter getrennt werden. Je weniger Geld die Vermehrer für den Unterhalt der Hunde (Elterntiere und Welpen) ausgeben müssen, je grösser ist am Ende die Gewinnmarge. Mit Rechnen kennen sie sich besser aus als mit Hunden.

 

Krankheiten sind kein Einzelfall

In diesen «Vermehrer-Aufzuchten» ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass sich die Welpen mit Krankheitserregern infizieren oder von Parasiten befallen werden. Die grosse Anzahl Hunde auf kleiner Fläche plus die unhygienischen Zustände begünstigen die rasche Verbreitung. Weiter stellt auch der Transport ein grosses Risiko für eine Krankheitsübertragung dar. 
 
Parvovirose ist eine der Krankheiten, die bei diesen Welpen regelmässig diagnostiziert wird. Diese Hunde brauchen dann meist einen Platz auf der Intensivstation und müssen v.a. zwingend von anderen Hunden getrennt werden - zu gross ist das Risiko einer Ansteckung. Der sehr kostenintensive Kampf gegen diese Viruserkrankung endet in vielen Fällen tödlich. Können und wollen diese frisch gebackenen Hundebesitzer diese Kosten jeweils übernehmen? 
 
Zudem stellen diese kranken Hunde dann in der Schweiz auch für Hunde aus ihrer Nachbarschaft, bzw. auf der Spazierroute eine Gefahr dar, da auch diese Hunde angesteckt werden können. 
 
Andere gesundheitliche Probleme sowie vor allem auch psychische Schäden sind bei Hunden, die aus solchen «Welpen-Fabriken» stammen fast schon Programm. Viele Welpen sind stark verhaltensauffällig. Bei anderen machen sich die Verhaltensprobleme erst später bemerkbar. 
 
Möchte man diese Form von Hundezucht wirklich unterstützen? 
 
 

Was kann man dagegen tun? 

Wie so oft bestimmt auch hier der Konsument über die Nachfrage – und somit auch über das Angebot: Werden keine solchen Welpen bestellt, werden sie auch nicht mehr produziert. 
 
Man würde ja meinen, dass es mit Gesetzen, Kontrollen etc. möglich sein sollte, dieses seit so vielen Jahren bestehende Problem zu lösen. Sicher könnte man auf dieser Seite mehr tun. Andererseits sind diese skrupellosen Hundehändler auch nicht ohne und erfinden immer neue Maschen, ihre Tiere an ahnungslose Käufer zu verkaufen. 
 
Hier nur ein Beispiel Kleinanzeige im Internet: junge Familie in der Schweiz muss ihren Welpen schweren Herzens abgeben, weil der Sohn plötzlich eine Allergie entwickelt hat. Der Hund käme von einem top Züchter aus der Schweiz. Er hat natürlich auch alle Papiere (die selbstverständlich gefälscht sind). Erst beim Tierarzt merkt man dann vielleicht, dass der Chip doch nicht aus der Schweiz sondern aus z.B. Rumänien stammt, usw.
 
Wenn man dieses skrupellose und vor allem meist illegale Geschäft nicht unterstützen möchte - weder direkt noch indirekt - kann man nicht vorsichtig und skeptisch genug sein. 
 
Der so oft zitierte Satz ist also leider aktueller denn je: AUGEN AUF BEIM HUNDEKAUF.
 

Gibt es Hundehandel nur bei Rassehunden?

Nein. Wir möchten an dieser Stelle unbedingt drauf hinweisen, dass diese Form von Hundehandel heute leider bei Weitem nicht nur mit Rassehunden stattfindet. 
 
In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach «Tierheimhunden/Strassenhunden» aus dem Ausland sehr stark zugenommen. An sich ist das eine sehr erfreuliche Entwicklung. Wenn da nicht das grosse Problem wäre, dass nicht überall Tierschutz drin ist, wo Tierschutz drauf steht. 
 
Das heisst, es werden heute leider auch sehr viele Hunde als «Tierschutzfelle» über das Internet «gerettet», die im Grunde genau zu diesem Zweck «produziert» wurden. Attribute wie «Tötungsstation», «auf dem Müll gefunden» etc. lassen hier auf der einen Seite schnelle Kaufentscheide purzeln und auf der anderen Seite die Kasse klingeln. Ein ebenfalls sehr lukratives Geschäft mit sehr hohen Gewinnmargen.
 
Darum gilt auch hier: AUGEN AUF BEIM HUNDEKAUF! Nicht immer gleich alles glauben, was über die «Tierschutzorganisation» oder «das Tier» geschrieben wird. Kritisch sein, hinterfragen, Telefongespräche führen usw. Im Idealfall vor Ort gehen und sich ein Bild machen, den Hund kennenlernen. Schliesslich geht man mit dem Hund eine Partnerschaft für zehn bis fünfzehn Jahre ein.
 
Es gibt viele gute und sehr seriöse Tierschutzorganisationen, die grossartige Arbeit leisten! Selbst sie warnen vor diesem «Hundehandel» - der übrigens auch bereits seit vielen Jahren existiert und ebenfalls immer wieder neue Maschen hervorbringt. 
 
Und bitte nicht falsch verstehen: ja, es gibt auch im «richtigen Tierschutz» Hundewelpen, die auf dem Müll gefunden werden - oder Hunde, die von der Tötungsstation geholt und dann vermittelt werden. Man muss wirklich genau hinschauen und sich vielleicht auch die Meinung einer Fachperson einholen. 
 
Zusammenfassend möchten wir nochmals betonen, dass man sich bei der Anschaffung eines Hundes – egal woher dieser kommen soll - viel Zeit nehmen sollte und man sich keinesfalls spontan oder emotional zu einem Hundekauf hinreissen lassen sollte. 
 
Wenn man das Gefühl hat, online auf einen «Hundehändler» gestossen zu sein, sollte man folgendes tun: 
  • Das verdächtige Inserat dem Seitenbetreiber melden
  • Das verdächtige Inserat (Screenshot!) dem kantonalen Veterinäramt melden
  • Wenn akute Gefahr besteht: die Polizei (117) informieren. Tierschutzdelikte sind sogenannte Offizialdelikte. D.h. sie müssen der Sache nachgehen.

 

Weiterführender Link:

 

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